Stillestehen im Göttlichen

„Immer wieder wenn ich aus dem Leib aufwache in mich selbst, lasse das andere hinter mir und trete ein in mein Selbst; sehe eine wunderbar gewaltige Schönheit und vertraue in solchem Augenblick ganz eigentlich zum höheren Bereich zu gehören; verwirkliche höchstes Leben, bin in eins mit dem Göttlichen und auf seinem Fundament gegründet; denn ich bin gelangt zur höheren Wirksamkeit und habe meinen Stand hoch errichtet über allem was sonst geistig ist: nach diesem Stillestehen im Göttlichen (en to theio stasin), wenn ich da aus dem Geist herniedersteige in das Überlegen - immer wieder muß ich mich dann fragen: wie ist dies mein jetziges Herabsteigen denn möglich?"

(Plotin, aus dem Beginn der Enneade IV)

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Kommentare: 2
  • #1

    Simon (Dienstag, 21 Juli 2020 19:45)

    Ist das schön, echt jetzt!!!

    Ich frage mich das auch manchmal.
    Wenn auch eher selten, mit diesem ausgerichteten beispielhaften Hintergrund.

  • #2

    Jonas (Mittwoch, 22 Juli 2020 08:47)

    Da bleibt mir der Mund offen - das ist perfekt beschrieben - der Autor weiß, wovon er spricht. Das Abgleiten in die AP geschieht immer schleichend, unbemerkt, wie ein Absinken. Das Aufwachen immer schlagartig.
    Bemerkenswert, dass das schon vor so langer Zeit in dieser Klarheit festgehalten wurde.