George Fox hatte Heim und Arbeitsstelle verlassen, er war neunzehn Jahre alt, und begann, von Ort zu Ort zu reisen, auf der Suche nach einem religiösen Lehrer, der ihm einige Gewissheit über
die Wahrheit geben könnte. Aber er fand keinen, bis er, seinem Bericht zufolge, im Jahre 1647, am Tiefpunkt seiner Enttäuschung über alle menschlichen Ratgeber, eine Stimme hörte, die zu ihm
sagte: Einen gibt es, der zu deiner Lage sprechen kann, Christus Jesus.
Dies krönte seine religiöse Empfänglichkeit mit einer Sicherheit, die ihn selten verließ. An den Folgen dieser Botschaft oder Erkenntnis hatte er offenbar über ein Jahr lang zu arbeiten. Wenn
Jesus zu ihm sprechen konnte, und zwar unmittelbar, während all jene, die über Fachwissen in Bibelkunde und Theologie verfügten, bei der Übermittlung versagt hatten, so warf das schwere Zweifel
auf die Ansprüche, die die Kirchen für ihre Organisation und ihre Amtsausübung erhoben - Zweifel, die zugleich auch andere fühlten. Aber wie sonst sollte göttliche Führung gesucht werden?
Er las nun seine Bibel in neuer Weise und fand dabei, wie sie Zeile um Zeile mit neuer Bedeutung und Bedeutsamkeit lebendig wurde. Er drückte das mit den Worten aus, er sei ,in dem gleichen
Geist‘ wie die Verfasser der biblischen Schriften, als sie diese schrieben. Fox behauptete nicht, dass jedes ihrer Worte aus höherer Eingebung stammte; er konnte schließlich deutlich sehen, dass
in der Bibel bei dem, was sie lehrt, eine aufsteigende Linie da ist, die ihren Höhepunkt in der Botschaft Jesu erreicht hat. Er schreibt: Und die biblischen Schriften - manche davon sind
Geschichtsschreibung aus der Zeit, in der sie geschrieben worden sind, und manche sind Schatten und bild- und zeichenhafte Ausdrücke ihrer Zeit - ihr Inhalt (ihr Eigentliches, von dem der
Schatten herrührt, Anm. d. Übers.) und ihr Ziel (auf das die bild- und zeichenhaften Ausdrücke hinweisen, Anm. d. Übers.) ist Christus. So sind die Schriften der Wahrheit das beste Buch auf Erden
und sollen gelesen, geglaubt, erfüllt und verwirklicht werden.
Sein Erleben können wir mit jenem Aufleuchten von Eingebung vergleichen, durch welches wir die Wahrheit in einer Schriftstelle erkennen, die wir zuvor dunkel fanden, mit jenem plötzlichen
Gefühl einer tiefen Gemeinsamkeit des Verstehens mit einer anderen Seele. Ich meine aber, wir müssen zugeben, dass Fox‘ Erleben noch tiefer gegangen ist; es bestand nicht aus unzusammenhängenden
Einsichten, vielmehr zeigte es sich, dass jede neue Eröffnung (wie er es nennt) sich auf eine einzige Wahrheit bezog, für welche er, wie Dante, den bildlichen Ausdruck 'Licht' am passendsten
fand. In den Tiefen des ewigen Lichtes, schreibt Dante, „sah ich die Seiten, die über die ganze Welt verstreut sind, durch die Liebe zu einem einzigen Buch gesammelt; ihr Wesen, ihre
Eigenschaften und ihre Beziehungen verschmolzen in einer Weise, dass das, wovon ich spreche, eine einzige Flamme ist.
Und Fox: "Ich sah, dass da ein Ozean von Finsternis und Tod war, aber auch ein unendlicher Ozean von Licht und Liebe; der überflutete den Ozean der Finsternis."
(aus "George Fox Lesebuch", Emil Fuchs, John Lampen)
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