Deutungen?

Ein Mönch kam zu Joshu: "Wie ist es, wenn ich mit nichts zu euch komme?"
"Wirf es fort!" antwortete Joshu.
"Was soll ich fortwerfen, wenn ich nichts habe?"
"Wenn es sich so verhält," sprach Joshu, "dann trage es fort."

 

(Zen-Geist und Koan)

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Kommentare: 2
  • #1

    Simon (Dienstag, 07 Juli 2020 20:51)

    Ein Paradox.

    In dem Moment, wo die Frage gestellt wird ("Wie ist es, wenn ich mit nichts zu euch komme?"), wird aus dem Nichts ein Etwas, also eine Vorstellung vom Nichts.
    Die Antwort von Joshu bezieht sich hier auf die Vorstellung des Nichts ("Wirf es fort!")
    Das Entgegnen einer zwar schlauen, aber letztendlich intellektuellen Antwort "Was soll ich fortwerfen, wenn ich nichts habe?" zeigt auf, dass der Mönch dies nicht erkannt hat.
    Die einzige Möglichkeit des Mönchs, dies zu erkennen, ist es, dem Rat von Joshu zu folgen. Er muss weiter an sich arbeiten.
    Er "trägt" im wahrsten Sinne des Wortes, das Nichts als Etwas mit sich herum. Es ist sozusagen noch Weg-Arbeit nötig, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Es also fortzutragen.

    Wäre er tatsächlich mit "nichts“ zu Joshu gekommen, hätte er wahrscheinlich auch nichts über das Nichts gesagt, vielleicht hätten sie dann gemeinsam Tee getrunken und "nichts“ geteilt.

  • #2

    Clemens (Mittwoch, 08 Juli 2020 20:32)

    Auf den Punkt! ^^

    Elegant formuliert: "Er "trägt" im wahrsten Sinne des Wortes, das Nichts als Etwas mit sich herum. Es ist sozusagen noch Weg-Arbeit nötig, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Es also fortzutragen."

    Ich hätte gesagt: Joshu hat den Mönch rausgeschmissen.