7 Der Mönch muß alle Türen seiner Seele, d.h. die Sinne, schließen, damit er durch sie nicht zu Fall kommt. Und wenn der Geist sieht, daß er von nichts beherrscht wird, bereitet er sich auf
die Unsterblichkeit vor, indem er seine Sinne gleichsam auf ein und dasselbe richtet und aus ihnen einen einzigen Leib macht.
8 Wenn dein Geist von jeder Hoffnung auf die Welt der sichtbaren Dinge befreit wurde, so ist dies das Zeichen dafür, daß in dir die Sünde gestorben ist.
9 Wenn der Geist befreit wurde, weicht der Zwischenraum zwischen ihm und Gott.
10 Wenn der Geist von allen seinen Feinden befreit wurde und Sabbatruhe hält, befindet er sich in einem anderen und neuen Zeitalter und denkt an Neues und Unvergängliches.
Im übrigen: Wo das Aas ist, da sammeln sich auch die Geier.
11 Die Dämonen halten sich in ihrer Verschlagenheit für eine gewisse Zeit zurück, damit der Mensch sein Herz losläßt in der Meinung, es sei zur Ruhe gelangt. Und unversehens stürmen sie auf
die unglückliche Seele los und rauben sie wie einen Sperling. Und wenn sie sie in ihre Gewalt bringen, erniedrigen sie sie unbarmherzig mit jedweder Sünde - schlimmer als am Anfang, wo sie
bereits um Vergebung flehte.
Stehen wir also fest in der Furcht Gottes, und haben wir acht auf unser Herz, indem wir das vollbringen, was uns aufgetragen ist, und die Tugenden beobachten, welche ja die Bosheit der Feinde
abhalten.
(Philokalie Bd. 1, Isaias der Anachoret, 27 Kapitel)
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Clemens (Freitag, 26 Juni 2020 20:19)
9!!! Schön gesagt. ^^
Clemens (Freitag, 26 Juni 2020 20:26)
"Wo Aas, da Geier" stammt aus Lukas 17. Auch bedenkenswert - wie so vieles. ^^ Hier 22-37:
22 Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. 23 Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft nicht hinterher! 24 Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein. 25 Zuvor aber muss er viel leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht. 26 Und wie es geschah in den Tagen Noahs, so wird's auch sein in den Tagen des Menschensohns: 27 Sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie ließen sich heiraten bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging und die Sintflut kam und brachte sie alle um. 28 Ebenso, wie es geschah in den Tagen Lots: Sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten; 29 an dem Tage aber, als Lot aus Sodom ging, da regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte sie alle um. 30 Auf diese Weise wird's auch gehen an dem Tage, wenn der Menschensohn wird offenbar werden. 31 Wer an jenem Tage auf dem Dach ist und seinen Hausrat im Haus hat, der steige nicht hinunter, um ihn zu holen. Und ebenso, wer auf dem Feld ist, der wende sich nicht um nach dem, was hinter ihm ist. 32 Denkt an Lots Frau! 33 Wer seine Seele zu erhalten sucht, der wird sie verlieren; und wer sie verlieren wird, der wird ihr zum Leben helfen. 34 Ich sage euch: In jener Nacht werden zwei auf einem Bett liegen; der eine wird angenommen, der andere wird preisgegeben werden. 35-36 Zwei Frauen werden miteinander Korn mahlen; die eine wird angenommen, die andere wird preisgegeben werden. 37 Und sie antworteten und sprachen zu ihm: Herr, wo? Er aber sprach zu ihnen: Wo das Aas ist, da sammeln sich auch die Geier.
Ruth Finder (Samstag, 27 Juni 2020 10:42)
Zu 11: Wer selbstzufrieden wird, verliert den Frieden. Wer sich einrichtet, dann "richten ihn alle Dinge". Wer selbstgefällig wird, fällt danach umso tiefer.
Auch diese Geschichte geht in die Richtung:
Steine und Kissen
Rabbi Jakov ben Katz warnte einmal: "Der Teufel legt allen, ohne Unterschied, unermüdlich Steine auf den Weg. Die Klugen lernen daraus.
Aber sobald einer stehen bleibt und stolz schaut, was er schon alles beiseite geschafft hat, ist der gehörnte Bösewicht sofort zur Stelle und erfreut sich dieser unverhofften Pause.
Statt harte Brocken der Bemühung hat er für diesen ein weiches Kissen der Selbstzufriedenheit im Gepäck und flüstert ihm ins Ohr: 'Gut hast alles gemacht! Lasse dich nieder und ruh dich aus!' Und zieht weiter mit den Tüchtigen.
Dem Schlafenden wird Gott-Vater dann aus Gnade mit einem Ruck das Kissen wegziehen. Und er fällt hart auf den Boden der Tatsachen."