Verbotene Worte

Der Brief des Petrus an Jakobus

Petrus an Jakobus, den Bruder und Bischof der heiligen Gemeinde: der HERR, unser Gott, und sein Sohn Jesus Christus, gebe dir allezeit Frieden.


1. Geliebter Bruder, ich sende dir die heiligen Texte, die Sammlung meiner Predigten und die geheimen Lehren. Doch achte auf eines! Bekannt ist mir dein Eifer um unsere heilige Sache, darum beschwöre ich dich: Hüte die heiligen Texte wie dein Augenlicht! Bewahre sie sorgsam auf, dass sie keinem Heiden in die Hände fallen.

Doch hüte dich auch vor unseren Glaubensgenossen, es sei denn, du hättest sie gründlich geprüft. So einer geprüft und für würdig befunden wurde, magst du ihm die Texte übergeben. Halte dich dabei an das Beispiel des Mose und an die Weise, in der er den Siebzig sein Lehramt übergeben hat!

Wahrlich, begründet war seine Vorsicht und ihre Früchte sind bis auf den heutigen Tag zu sehen! Sieh doch, die Angehörigen seines Glaubens halten sich alle an die gleichen Regeln wie ehedem, in der Lehre wie auch in der Lebensführung. Und all die vielen Schriften, die Abweichendes lehren, die Schriften der falschen Propheten und der schlechten Lehrer, können sie nicht verwirren.

Und wo einer, der die Überlieferung nicht kennt, gegenüber den vieldeutigen Stimmen der Propheten ratlos ist, versuchen sie, die Widersprüche der Schrift miteinander in Einklang zu bringen. Und das ist der gute Grund, warum sie keinem gestatten, zu lehren, bevor er nicht gelernt hat, wie die Schriften zu gebrauchen sind. Und daher, und nur daher, kommt es, dass bei ihnen ein Gott und ein Gesetz und eine Hoffnung in Geltung sind.

2. So soll es auch bei uns sein! Ich bitte dich daher, mein geliebter Bruder, halte die heiligen Schriften zunächst geheim. Wenn du sie aber einmal unseren siebzig Brüdern übergibst, dann lehre auch sie, das Geheimnis zu achten.

Denn fällt das Geheimnis, dann wird unser Glaube gemein; dann wird unser heiliges Wort der Wahrheit in viele abweichende Meinungen zersplittert werden.
Ich spreche zu dir nicht als Prophet, sondern als einer, dem Ähnliches schon widerfahren ist. Denn es ist geschehen, dass einige Heiden meine Verkündigung des Gesetzes missdeutet und mir die Lehre des feindlichen Menschen unterstellt haben, der da predigt die Auflösung des Gesetzes.

Ach Bruder, diese Lehre ist unsinnig und wider das Gesetz! Sie aber trachten, da ich noch unter den Lebenden weile, meine Worte zu verdrehen. So behaupten sie, dass ich in Wahrheit die Auflösung des Gesetzes lehre, ohne dies zuzugeben.

Das sei ferne! Wahrlich, ich sage dir: Keiner handle wider das Gesetz, das durch Mose kundgetan und durch unseren HErrn in seiner ewigen Dauer bestätigt wurde! Denn er sprach: Bis dass Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe, noch ein Tüttel vom Gesetz, bis dass es alles geschehe.
Und der HErr sprach dies, damit wir danach handeln. Und dennoch gibt es solche, die vorgeben, meine Gedanken besser zu verstehen als ich, solche, die meinen, sie könnten meine Worte besser auslegen als ich, der ich sie gesprochen habe.

Sie lehren ihre Schüler etwas als meine Ansicht, woran ich nie gedacht habe. Welche Toren! Sie wagen das heute, während ich noch lebe; was werden sie erst wagen, wenn ich gestorben bin!

3. Bruder, geliebter Bruder, hab acht, dass solches nicht geschieht! Ich bitte dich inständig, die Bücher meiner Predigten, die ich dir sende, keinem Fremden und keinem Stammesgenossen vor Ablauf einer Probezeit zu überlassen.

Wenn du aber jemanden geprüft und für würdig befunden hast, dann übergib ihm die Schriften in der Weise, in der Moses den Siebzig das Lehramt übergeben hat.

Siehe darauf, dass die Neubekehrten die Glaubenssätze nicht verwirren, dass sie alles entsprechend der Überlieferung deuten und nicht durch Unwissenheit und Zweifel der Seele in den Irrtum hinabgezogen werden.

Denn jeder irrende Lehrer reißt andere in den Abgrund des Verderbens mit.

Ich habe dir angezeigt, was geschehen muss. Achte auf meine Worte und erfülle sie!

Der Friede des HErrn sei mit dir.

 

(Alfred Pfabigan, "Gottes verbotene Worte")

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