Erfahrung und Geschichte

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Kommentare: 3
  • #1

    Clemens (Samstag, 13 Juni 2020 17:55)

    NIEMALS - auch wieder so ein starkes Wort. Es ist wohl mehr so, wie in dem japanischen Gedicht:

    "Kleine Schnecke,
    musst du denn den Fuji besteigen?
    Dann aber ganz langsam."

    NIEMALS ist eben einfach LAAANGSAM. Und warum sollten Völker und Regierungen schneller lernen als die Individuen, aus denen sie bestehen. "Geschichte" ist keine sehr laaange Sache. Und wieviel schlauer sind wir (du und ich) schon in den letzten paar Jahrtausenden geworden?

    Wäre interessant zu wissen, wieviel schlauer Hegel in der Zeit wurde...

  • #2

    Michael (Montag, 15 Juni 2020 18:06)

    Das Hegel schrieb, dass die Völker und Regierungen niemals aus der Geschichte lernen, bedeutet keinesfalls, dass sie nicht aus der Geschichte lernen werden. Hegels Beschreibung bezieht sich auf den Momentzustand der Menschheit, solange sie noch gegenteilig handelt. Der Begriff "niemals" ist nicht als ein statischer zu verstehen. Bis jetzt aber ist die Menschheit jedoch den Gegenbeweis schuldig. Die menschliche Historie zeichnet sich durch die Wiederholunng grundlegener Muster und Fehler aus. Den Menschen gelang zusehends, sich aus den Abhängigkeiten der Naturgewalten zu befreien, um aber aber gleichzeitig sich immer mehr von ihrer eigenen sozialen Organisation zu entfremden, was wiederum mit einem Kontrollverlust einher ging. Die Menschen machen Geschichte, sind aber nicht ihr Herr. Die Diskrepanz zwischen der Intention der Handlung und dem Resultat der Handlung zieht sich wie ein roter Faden durch die Historie. Hinter dem Rücken der Akteure entfacht sich eine von ihnen unabhängige, unkontrollierte Dynamik, die durch eine unheilvolle Verquickung zwischen Strukturen und Egoverblendung entfacht wird. Dabei handelt es sich um Strukuren, die durch antagonistische Interessen geprägt sind und die mitunter an explosiver Schärfe zunehmen. Die Menschheit wird solange das Opfer der Kriege, der Wirtschaftskrisen, der Naturzerstörung und der brutalen Diktaturen sein, solange sie nicht bestimmte soziale Strukuren und die Egoverblendung überwindet. Kann sich diese Gattung aus diesem Bann befreien?

    It might happen! It might not happen!

  • #3

    Simon (Dienstag, 16 Juni 2020 13:19)

    Warum der Mensch nicht generationsübergreifend planen und Handeln kann und Konsequenzen aus der Vergangenheit bzw. Zukunft zieht, ist Gegenstand von mehreren Untersuchungen gewesen.
    Die Neurophysiologen haben ein paar Theorien parat, sie bezieht sich häufig auf anscheinend, nahezu unüberwindbare Faktoren, die im Hirn festgelegt sind. Insbesondere der temporäre Faktor. Eine Hardwarebeschränkung sozusagen. Wir sind Hardware.
    Die Verwechselung von Form und Inhalt führt hier zu üblen Theorien.

    Solange wir uns auf die Alltagspersönlichkeit beschränken, sind wir eigentlich nur ein reagierender teil des Systems. Innerhalb dieses Systems zaubern wir allerlei Konzepte, die Konzepte geben uns wiederum das Gefühl der Planbarkeit und Kontrolle. (Wir sehen an der Geschichte...soviel zur Planbarkeit.)
    Geschichte scheint häufig, finster absurd, wenn es um Pläne und Konzepte geht und wir uns dann das Ergebnis anschauen. Zumindest dann, wenn Pläne und Konzepte auf der Alltagspersönlichkeitsebene zusammengezimmert werden.
    Hier wächst bzw. konstruiert sich nur das System selbst. Mit uns, als Systemrelevante Bauteile.

    Genaugenommen wiederholt sich Geschichte ja auch nicht, könnte sie das, würde vermutlich selbst die AP lernwillig werden. ^^