Frage und Antwort
Schneur Salman von Ladi, der Raw, sprach einen Schüler, der eben bei ihm eintrat, so an: "Mosche, was ist das, 'Gott'?"
Der Schüler schwieg.
Der Raw fragte zum zweiten- und zum drittenmal.
"Warum schweigst du?"
"Weil ich es nicht weiß."
"Weiß ich's denn?" sprach der Raw. "Aber ich muss sagen; denn so ist es, dass ich es sagen muss: Er ist deutlich da, und außer ihm ist nichts deutlich da, und
das ist er."
Durch dessen Wort
Ein Chassid Rabbis Mosche von Kobryn war bei öffentlichen Arbeiten beschäftigt. Eines Morgens überkam ihn dabei eine Sorge, er wusste sich keinen Rat, endlich ließ er alles liegen, ging in die
Stadt und, ohne ins eigene Haus zu blicken, geradeswegs zum Zaddik.
Dem hatte man eben ein Graupengericht zum Frühstück gereicht, und er sprach darüber den Segen: "...durch dessen Wort alles ward." Den eintretenden Chassid hat er nicht angesehn und ihm nicht die
Hand gegeben. Der stand beiseite und wartete, bis er seine Sache vorbringen könnte.
Endlich sagte der Rabbi zu ihm: "Salman, ich habe gedacht, du glichest deinem Vater; aber jetzt sehe ich, du gleichst ihm nicht. Einmal war dein Vater mit einem ganzen Packen Sorgen zu mir
gekommen. Als er eintrat, sprach ich wie heute gerade den Segen: '...durch dessen Wort alles ward.' Als ich ihn gesprochen hatte, merkte ich, dass dein Vater schon wieder fortwollte. 'Awrähmel",
sagte ich, 'hast du kein Anliegen?" 'Nein', erwiderte er mir und nahm Abschied. Verstehst du? Wenn ein Jude vernimmt, dass alles durch Gottes Wort geworden ist, was hat er da noch zu fragen? Ist
ihm doch eine Antwort auf alle seine Fragen und Sorgen gegeben!"
Und Rabbi Mosche bot dem Chassid die Hand zum Gruß. Der schwieg eine Weile, nahm Abschied und ging getrost zu seiner Arbeit zurück.
(Ruth Finder)
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Ruth Gabriel (Freitag, 12 Juni 2020 14:58)
"Durch dessen Wort":
Das erinnert uns wieder an unsere Herkunft und unseren Weg. Ermutigung statt Entmutigung.