Freunde I

Wie also sollen wir uns denn dieses Leben und diese Kraftquelle aneignen und dieses Gebetsleben ohne Unterlass ausüben? Indem wir ruhig und ausdauernd uns darin üben, Tag und Nacht, in Gebet und Anbetung, in Hingabe unser Selbst Gott zuzuwenden: Ihm, der uns in der Tiefe unserer Seelen ruft. Wir müssen uns daran gewöhnen, unseren Geist auf Ihn auszurichten. Nach Misserfolgen und Zeiten der Gleichgültigkeit, nach denen wir zu Gott zurückkehren, nach wochen-, monate- und jahrelangen Übungen wird es uns schließlich gelingen, unseren Geist dauernd Gott zuzuwenden. Es ist eine einfache Kunst, die Bruder Laurentius uns lehrt, aber es mag lange dauern, bevor wir eine gewisse Festigkeit dabei erreichen. Beginne jetzt gleich, wo du in deinem Stuhl sitzt und diese Worte liest, dein ganzes Selbst in freudiger, stiller Hingabe Ihm darzubieten, der in dir wohnt. Wende dich mit einem geheimen, dankbaren Stoßgebet des Lobes, in demütiger Bewunderung dem Licht in dir zu, selbst wenn es noch sehr schwach sein mag. Behalte den Kontakt mit der Außenwelt, denn Geistesabwesenheit ist hier nicht am Platze. Gehe spazieren, plaudere, arbeite und lache mit deinen Freunden. Aber im Verborgenen bewahre ein einfaches Gebetsleben und innere Einkehr. Behalte es den ganzen Tag bei. Ein Gebet sei dein Letztes vor dem Einschlafen und dein Erstes beim Erwachen. Und mit der Zeit wirst du, wie Bruder Laurentius, finden, dass der Heilige Geist selbst dann weht und in uns wirkt, wenn wir schlafen.


(Thomas R. Kelly, 1941)

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Kommentare: 2
  • #1

    Ruth Gabriel (Dienstag, 09 Juni 2020 06:31)

    Ich habe mal Bruder Laurentius recherchiert und z.B. Folgendes gefunden auf www.ramakrishna.de:
    „Auf dem Weg zu Gott zählen Gedanken wenig, die Liebe ist alles. Und es ist nicht nötig, mit großartigen Aufgaben betraut zu sein. Ich wende mein kleines Omelette in der Pfanne aus Liebe zu Gott. Wenn das Omelette fertig ist, und ich nichts mehr zu tun habe, knie ich nieder und verehre meinen Gott, von dem ich die Gnade erhalten habe, das Omelette zu machen, und danach erhebe ich mich wieder, zufriedener als ein König. Wenn ich nichts anderes tun kann, ist es genug für mich, aus Liebe zu Gott einen Strohhalm vom Boden aufzuheben. Man sucht Methoden, um Gott lieben zu lernen und macht wer-weiß-was-für Übungen. Man gibt sich mit verschiedensten Techniken viel Mühe. Doch ist es nicht viel schneller und direkter, einfach alles aus Liebe zu Gott zu tun? Ihm zu dienen in allen Arbeiten? Sich seiner Gegenwart in uns zu vergewissern durch die Verbindung unseres Herzens mit ihm? Dazu braucht man keine Finessen. Man muss sich nur einfachen Herzens ihm zuwenden.“

  • #2

    Ruth Gabriel (Dienstag, 09 Juni 2020 06:33)

    Sehr lesenswert:
    https://ramakrishna.de/christentum/bruder-lorenz.php