Sonett des erblindeten Dichters (John Milton)

Wenn ich betrachte, wie erschöpft mein Licht,

vor Mittag dunkel schon in dieser Welt,

den Schatz vergraben, nur zum Tod bestellt,

in mir doch nutzlos, wenn mein Seel auch spricht:

 

„Damit dem Schöpfer dienen, schönste Pflicht,

nach seinem Willen, dass er einst nicht schelt’!“

- „Ist’s denn nur Tagelohn, was ihm gefällt?“

so frag ich Narr. Geduldiger Verzicht

 

spricht bald beruhigend: Es braucht ein Gott nicht

des Menschen Werk, noch seine eignen Gaben.

Sein Joch ertragen heißt ihm Dienen recht.“

 

- Ein König, dem’s an Dienern nicht gebricht,

die ruh’los über Land und Meere traben. -

Auch Stehn und Warten macht vor ihm gerecht.

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