Avesta VII (Yasna 47)

1. Eine Stimme ist in uns voll heiligen Geistes,
es gibt ein Denken, Reden und Tun,
als ob du vor Gottes Angesicht stündest.
Da hast du selige Ewigkeit,
und Himmel und Erde
liegen dir zu Füßen.


2. Höre auf diese Stimme,
rede, was sie dir eingibt,
tue, was sie gebietet,
und dein Denken ist Wahrheit.
Aber das wisse:
Der Wahrheit pochendes Herz ist Gott.


3. Ja Gott, du bist das Rufen dieser Stimme,
du, der gleiche innen und außen.
Um mich die Erde erschaffend,
sie schmückend mit lieblichen Fluren.
Du fragst nur: ist es gut?
und dann gibst du ihm Sein.


4. Darin scheidet der Bessere sich vom Bösen,
daß er auf diese Stimme hört.
Hier ist der Kreuzweg der Geister,
nichts gilt da Armut,
nichts Reichtum und Macht.
Hilf dem Guten,
zertritt das Böse.


5. Denn die Stimme,
dieses heiligen Geistes Stimme,
lügt nicht.
Und wenn sie das Böse um sich sieht,
spricht sie ein donnerndes: Nein!


6. Denn einst,
da wird sie die lodernde Flamme sein,
wo alle Wirklichkeit
Wahrheit wird.
Dann wird sie scheiden das Bessere vom Bösen,
verbrennen wird sie und leuchtend erheben.
Heut mahnt sie noch gütig.
O höret!

 

(Yasna 47)

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Kommentare: 1
  • #1

    Clemens (Dienstag, 26 Mai 2020 18:31)

    Wir haben die Gegenüberstellung "das Bessere - das Böse" bei Zarathustra schon an anderer Stelle gesehen. Ein interessantes Konzept insofern (wenn ich das richtig verstehe), das das BESSERE das ist, was uns zu tun möglich ist - sozusagen INNERHALB der Trennungswelten. Es steht für das moralisch/ethisch RICHTIG(ER)E, das aber nicht identisch ist mit dem absolut Guten/ mit Gott. Daher auch:

    "Dann wird sie scheiden das Bessere vom Bösen,
    verbrennen wird sie und leuchtend erheben."

    Also das Böse verbrennen und das Bessere leuchtend erheben - zu sich nämlich.