Religionen, die darauf bestehen, dass sie allein, unter Ausschluss aller übrigen, im Besitz der Wahrheit sind, offenbaren einfach ihre Unreife; die Weisen haben dies immer erkannt. Denn die Welt war und ist und wird immer voll sein von Massen, die bereit sind zu verdammen... von einer kleineren Menge, die nachzudenken bereit ist... von einer Handvoll, die weiterzugehen bereit ist: dies sind die Einmal-, die Zweimal- und die Dreimal-Geborenen dieser Welt. Die Menschheit ist stets eine große Mischung von einem »Volk im Werden«, das sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit entwickelt - und so sollte es auch sein!
Wird jeder Apfel in einem Obstgarten in genau demselben Augenblick reif... oder jede Traube an einem Weinstock? Nein, und ebenso verhält es sich auch mit unseren Seelen - jede in ihrer
eigenen Zeit und auf ihre Art.
(Douglas Monroe - "Das Beste aus Merlyns Lehren")
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Clemens (Sonntag, 24 Mai 2020 18:20)
Mir ist, als wären Religionen selbst unreif. Religiosität ist eine unreife Vorstufe von Spiritualität. Religion gleich Vorstellung. Spiritualität gleich Überwindung von Vorstellung - zumindest als Prozess. Was also nicht ganz von Vorstellung (Form/Glaubensform) freispricht, aber die Tendenz erkennen lässt. Wenigstens muss man sich auf der Stufe nicht mehr so sehr streiten. Auf der "Religionsstufe" geht das wunderbar bis zum Massenmord sogar um solche Fragen, ob man sich mit zwei oder mit drei Fingern bekreuzigt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Altgl%C3%A4ubige_in_Russland#/media/Datei:Boyaryna_Morozova_by_V.Surikov_(1884-1887,_Tretyakov_gallery)_detail_01.jpg
Religionen sind in ihren Ausprägungen raum-zeitlich nicht konstant. Sie sind vielerlei Entwicklungen unterworfen. Ein heutiger Katholik würde möglicherweise (wenn er nicht seinen Mund über theologische Fragen hätte halten können) vor 600 Jahren geschwind ins Feuer gewandert sein. Es gibt zum Glaubenswandel Beispiele ohne Ende.
Da wird dann immer gerne argumentiert, dass Gottes Wille bezüglich der Religion sich immer klarer durchsetzen konnte. Damit ließe sich dann ja JEDE denkbare Änderung der Religion(en) rechtfertigen. Und die Verantwortung für JEDES Tun auf Gottes Willen abwälzen.
Clemens (Sonntag, 24 Mai 2020 18:27)
http://radikalkritik.de/wp-content/uploads/2016/06/Marcion_Conley.pdf
Wie sich Dinge bezüglich "Religion" möglicherweise entwickelt haben... Auch andere Sachen auf der Seite (auf die ich schon hinwies und die auch unter "Links" auf unserer Webseite zu finden ist) sind lesenswert.
Clemens (Sonntag, 24 Mai 2020 18:39)
Im Text über Marcion steht diese Information:
Marcion verfasste einen eigenen Kommentar zum Gebrauch in der Kirche, die seinen Namen angenommen hatte. Er nannte ihn seine „Antitheseis“ und begann mit den Worten:
„Oh Wunder über Wunder, Verzückung, Macht und Staunen ist, daß man gar nichts über das Evangelium sagen, noch über dasselbe denken, noch es mit irgend etwas vergleichen kann.“