ex millibus uni - 21. Dezember 2016

Konfrontiert mit dem eigenen Tod - wenn der Arzt einem z.B. mitteilt, dass man nur noch sechs Monate hat - durchläuft man verschiedene Phasen. Es gibt dazu einige Modelle. Ich wähle mir einfach das aus, was mir am besten passte (so läuft es doch eigentlich immer ^^). Behalten wir im Hinterkopf, dass es nur ein linearer Versuch zur Abbildung einer komplexen Realität ist. Erstaunlich war für mich jedenfalls die Übertragbarkeit, die mir plötzlich klar wurde.

Doch erst einmal zum Modell. Meine Wahl ist ein Vier-Phasen-Modell und die Phasen nach der Sterbenachricht sind: 1. Verleugnen, 2. Wut, 3. Depression, 4. Akzeptanz. Andere Modelle fügen möglicherweise noch "Verhandeln" (mit Arzt, Schicksal, Gott) ein oder nehmen es als Unteraspekt mit in die dritte Phase auf. Auch diese Ansätze funktionieren bei der Betrachtung.

Und worauf habe ich das Modell übertragen? Darauf, wie Menschen reagieren, wenn man versucht, ihnen die Realität der "Dritten Säule" nahezubringen. Die Notwendigkeit, sich mit ihr auseinanderzusetzen und ihr Verhalten zu modifizieren. Also aus der Sicht der AP darum, dass ihr angedroht wird, dass sie sterben müsse. ^^ Allerdings durchlaufen die Menschen (APs) nicht alle vier Phasen. Man könnte sagen, dass sie in der Regel in der ersten oder zweiten Phase hängenbleiben. Einige rutschen vielleicht sogar noch in die dritte Phase. Das ist schon ein gutes Zeichen und deutet sogar einen möglichen Übergang zur vierten Phase an. Diese letzte Phase wird unterm Strich nur von einer isolierten Minderheit erreicht, und nur diese können die Arbeit an der dritten Säule aktiv beginnen - was nicht zwingend mit einem spirituellen Einstieg verbunden sein muss.

Wenn meine nicht vorhandenen Lateinkenntnisse und meine schwache Erinnerungsfähigkeit hier richtig liegen, dann heißt "ex millibus uni" sinngemäß "einer von tausend". Das darf man sich als Weg-Arbeiter, der die dritte Säule mit in den Fokus seiner spirituellen Aktivität nimmt, im Grunde schon irgendwo hin tätowieren lassen...

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Kommentare: 2
  • #1

    TvB (Donnerstag, 22 Dezember 2016 07:49) (Freitag, 22 Mai 2020 13:09)

    Wunderbar ist die Irrationalität der AP: Erst nimmt sie das Angebot zur Veränderung als Androhung des Todes. Beharrt man dann auf der Veränderung, will sie lieber sterben.

  • #2

    K (Samstag, 23 Mai 2020 12:11)

    Ein sehr inspirierender Text.
    Ich finde, dieses Modell lässt sich auch auf die Auseinandersetzung mit den ersten beiden Säulen übertragen. Also die Reaktion der Menschen, wenn sie damit konfrontiert werden, dass sie sich im Umgang mit sich und im Umgang mit anderen nicht konstruktiv und förderlich verhalten haben.
    Als Beispiel für "Umgang mit anderen"(2. Säule): Eine Partnerschaft zerbricht. 1. Gerne wird das eigene Fehlverhalten klein geredet. Schuld hat dann hauptsächlich die andere Person. 2. Man ist wütend auf die andere Person (manchmal dann auch auf sich). 3. Man wird depressiv. 4. Idealerweise versucht man aus dem bemerkten und anerkanten eigenen Fehlverhalten zu lernen und sein Verhalten in der Zukunft zu ändern (das wird kaum zu 100% gelingen aber eine graduelle Verbessserung ist auch schon ein großer Fortschritt).