Avesta VI

Wer nur sein Denken bildet;
wem sein Ich nur dazu vorhanden ist,
daß dieses Ich ja alles begreife;
wer alles auf sich nur bezieht
und es dann Leben nennt,
wenn er nur eigenen Wünschen nachgeht:
an seiner Einsamkeit
arbeitet er, an seiner Verlassenheit,
und er schließt sich aus
von dir und von allen.

Eine Stätte ward uns
von gütiger Hand,
ein Ort zum Bleiben.
Noch nicht die Augen schlugen wir auf,
da blühte und wuchs es schon
nährend um uns.

So nehmet es hin,
doch gieret nicht danach.
Frevelt nicht mit gütiger Gabe.
Seid milde,
wie die Hand, die es gab,
und Gottes Himmel
bleibt euch offen.

Yasna 48 - 4, 6, 7

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Kommentare: 1
  • #1

    Ruth Gabriel (Donnerstag, 21 Mai 2020 07:55)

    "Avesta VI18 Mai

    Wer nur sein Denken bildet;
    wem sein Ich nur dazu vorhanden ist,
    daß dieses Ich ja alles begreife;
    wer alles auf sich nur bezieht
    und es dann Leben nennt,
    wenn er nur eigenen Wünschen nachgeht:
    an seiner Einsamkeit
    arbeitet er, an seiner Verlassenheit,
    und er schließt sich aus
    von dir und von allen."
    Das ist furchtbar traurig und muss sich ebenso schrecklich anfühlen. Hier kann man so jemandem nur voller Mitgefühl wünschen, dass er erkennt und sich für "die Stätte" und die Gemeinschaft öffnen kann.