Ich mag den Begriff. Die Tatsache an sich ist allerdings lästig. Im Studienkreis besprachen wir den Begriff schon. Dort diskutierten wir ihn anhand des ersten Zusammenhangs, in dem er für mich aufgetaucht war. Es ging um die menschliche Neigung, reflexhaft Vorurteile negativer Art gegenüber anderen Menschen zu haben. Der will mir was Böses, die lügt, der meint das sowieso nicht ernst, die kuckt schon so...
Dann habe ich darüber nachgedacht, was sündhafte Neigungen sind (?) und was es noch für sündhafte Neigungen gibt (?), wenn man sich mal auf den Begriff einlässt. Die zwei Fragezeichen lassen sich
nicht ganz so leicht beantworten, aber versuchen können es die werten Leser gerne.
Eine sündhafte Neigung ist mir allerdings heute deutlich geworden: Eine sündhafte Neigung ist, dass sich sündhafte Neigungen immer "tiefer" verstecken, wenn wir versuchen, sie ans Licht zu
bringen. Ganz zu schweigen davon, wenn nur äußere Umstände sie bloßlegen.
Bleiben wir also beim selbst versuchen. Gewollte spirituelle Entwicklung läuft immer als Impuls von oben nach unten. Also aus den Bereichen oberhalb der AP abwärts über Gedankenkörper und
Emotionalkörper in den grobstofflichen Körper (bzw. Bereich, wenn wir auch die Außenwirkung mitbeobachten).
Es ist eine andere Seite, ein anderer Ausdruck der Integrationskraft (Kapillarität) der AP. Eine absteigende, sich immer weiter unten in den Trennungswelten offenbarende Veränderung wird immer
von der AP integriert. Die AP behauptet auf jeder Stufe, sie habe es und meint damit, sie habe es ganz. Das beginnt oft ja schon bei einer intellektuellen Information. Das eigentliche Defizit
wird dann unterhalb des Punktes versteckt, bis zu dem die wahre Veränderung absteigen konnte, bevor sie von der AP durch Integration gestoppt wurde.
Im Extremfall kann die wahre Veränderung weit hinabreichen. Dann findet sich das Defizit auf sehr niedriger Ebene verborgen. Zum Beispiel in den Bereichen Geld, Vorteilsnahme, Macht und
Manipulation - und dies dann eben alles auf sehr grobstoffliche Weise gelebt. Gerade beim Geld sehen wir überall in der Welt, wie die Moral (geschweige denn die Ethik) aufhört, sobald es um mehr,
weniger und überhaupt geht. Und wie üblich fällt es einem einigermaßen geschulten Auge recht leicht, dies bei anderen Menschen zu entlarven. Das bei sich selbst anzugehen, ist viel schwieriger
und fordert Innenschau und Selbstanalyse, gesunden Abstand zu sich selbst und idealerweise eine gute Portion Selbstironie.
Untersucht doch einmal dieses Verbergen. Da ist eine Menge los in der AP. Da wird ausgehandelt, verdrängt, Schuld zugeschoben, weggesehen, relativiert. Richtig spannend.
Kommentare:
#1
Ruth Gabriel (Freitag, 12 Februar 2016 16:37)
Heisst das, dass es keine wahre Veränderung gibt, die sozusagen ganz durchläuft ohne durch Integration der AP gestoppt zu werden?
#2
Clemens (Freitag, 12 Februar 2016 18:07)
Nein. Sündhafte Neigungen sind Neigungen, kein Schicksal. Vermutlich kann man auch hier die 95%-Regel ansetzen. Gewöhnlich werden 95% aller wahren Veränderungen auf irgendeinem Niveau anhaltend
integriert und ein Rest bleibt unerlöst. Und bei einem Weg-Arbeiter, der über entsprechende Informationen verfügt und sie auch nutzt, sind es dann nur 94%, 93% oder weniger. Da summiert sich
schnell der Bonus. :-)
#3
Clemens (Freitag, 12 Februar 2016 18:22)
Ich sehe jetzt den scheinbaren Widerspruch. Da sind wir wieder an den Grenzen von Sprache und Logik.
Es ist hier schwierig, die Zweiseitigkeit der Integration zu beschreiben. Im AUSDRUCK soll die AP sogar die Veränderung integrieren. Mehr noch, sie kann nicht anders, wenn die Veränderung vom HS
ausgeht. Schlecht ist, wenn es der AP gelingt SEIN zu suggerieren, obwohl Sein gar nicht ihre Sache ist. Oder anders, wenn das HS (innerhalb der Trennungswelten) sich mit der AP identifiziert.
Dann kommt es zu einem Hänger.
Hm, wenn ich es mir recht überlege, ist das eine weitere sündhafte Neigung. Die Neigung des HS, sich mit der AP zu identifizieren. Nummer drei also. Danke!
#4
Ruth Gabriel (Freitag, 12 Februar 2016 19:17)
Ich bin immer wieder ganz angetan davon, wie sich einem die Dinge immer weiter prozesshaft erschließen können.
Könnte es auch eine sündhafte Neigung sein: der Drang nach sofortigem Ergebnis/Fertig-Sein und das Außer-Acht-Lassen des Prozesses, bzw. das Abbrechen des stattfindenden Prozesses?
#5
Clemens (Freitag, 12 Februar 2016 20:39)
Verdammt, jetzt wo Du es sagst. Dabei dachte ich schon, ich sei mit der Sammlung sündhafter Neigungen schon fertig. :-)
Aber okay, Nummer vier. Kommt langsam in Schwung der Prozess!
#6
Ruth Finder (Samstag, 13 Februar 2016 13:48)
Sündhafte Neigungen könnte man vielleicht als etwas Schwerwiegendes in unserem Verhalten beschreiben, das uns immer wieder im wahrsten Sinne des Wortes schief (vom Wege abgeneigt) gehen lässt.
Ich denke dazu gehören folgende Neigungen: nicht wissen wollen, vereinfachen, relativieren - insbesondere eigene Schuld und Verantwortung, Recht behalten wollen, ein Drama zu brauchen (die AP ist
nicht genügsam, es muss permanent etwas passieren, auch wenn es negativ ist), dem inneren Schweinehund nachgeben. Da gilt es, den Ballast nach und nach abzuwerfen. Man wird "leichter" und kann
mehr und mehr gerade gehen, ohne sich zu sehr zu neigen.
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Rudi (Freitag, 15 Mai 2020 20:36)
Spannendes Thema. Ich versuche mich mal an der Elementallogik.
"Es ging um die menschliche Neigung, reflexhaft Vorurteile negativer Art gegenüber anderen Menschen zu haben. Der will mir was Böses, die lügt, der meint das sowieso nicht ernst, die kuckt schon so... "
Vorurteile gegenüber anderen so quasi im Vorübergehen kennt sicher jeder. Sie rutschen einem in manchen Phasen häufiger, in anderen Phasen weniger häufig durch. Praktisch holt man sich durch diese Gedanken an andere kleine Energieschübe. Man bestärkt mit einem kurzen Impuls eine offensichtliche Schwäche des Gegenübers und erhält etwas mehr zurück. Man bestärkt den Transformationsprozess des Gegenübers was Energie abwirft. Allerdings reden wir hier von Impulsen und überschaubaren Wirkungen.
Die Gründe für dieses Verhalten können recht vielfältig sein. Ich zähle am besten einfach mal auf, was mir dazu einfällt:
1. Unsere Ausrichtung ist zu schwach und wir verlieren uns in alltäglichen Themen, die wir mangels Ausrichtung in konventioneller Weise denken. Konventionelles Denken und seine Muster drehen sich gerne um unser Ego im Sinne z.B. von Last, was wir alles zu tun haben,...etc. Dadurch rutschen wir schleichend in einen energieärmeren Zustand, der uns in der Folge auch zu konventionellen Vorurteilen verleiten kann. Hier wäre eine erneute Ausrichtung hilfreich.
Rudi (Freitag, 15 Mai 2020 21:02)
2. Wir haben jemanden in unserem Energiefeld und haben die Verbindung nicht aufgelöst. Derjenige beschäftigt uns immer wieder und löst immer wieder Gedanken aus. Löst man die Verbindung nicht wirkt auch das der Ausrichtung entgegen und bewirkt Energiemangel. Die unerwünschte Verbindung kann man lösen indem man in der Selbstschau prüft ob man irgendwelche Erwartungen, Wertungen oder Ähnliches an den anderen hat und sie konsequent auflöst.
3. Wir bearbeiten eine Oberflächenstruktur und haben Elementale geschwächt, den Aspekt aber noch nicht erkannt und positiv gewandelt. Das geschwächte Elemental kann uns nicht mehr ausreichend täuschen und und regt mit der noch vorhandenen Identifikation allerlei Gedanken an. Hieraus resultiert Energiemangel und auch hier schwächelt natürlich unsere Ausrichtung.
Rudi (Freitag, 15 Mai 2020 21:18)
Ursachen für Mangelzustände kann viele geben und diese verleiten grundsätzlich zu solchen Ausrutschern. Werden diese Ausrutscher aber intensiver bzw. drehen sie sich etwa um ähnliche Themenbereiche, dann sollte man sich selbst schon hinterfragen, welche Schwächen man selbst in diesen Bereichen hat. Oder ob man sich immer wieder an Eigenschaften aufhängt, die einem etwas spiegeln.
Bei mir ist es so, dass mir das am ehesten passiert, wenn ich mich bei der Arbeit in konventionellen Mustern verliere. Heute hatte ich beispielsweise einen Kunden, der sehr hart den Preis verhandelt hat. Auf der Heimfahrt habe ich dann bemerkt, dass ich mich in einem negativen Zustand befunden habe. Dann habe ich bemerkt, dass ich den Kunden noch seinem Verhalten entsprechend in meiner Wahrnehmung hatte. Also mit einem negativen Bild. Indem ich dann dieses Bild angehoben habe war ich anschließend wieder frei.....es gibt einfach keine Rechtfertigung für negatives Denken oder negative Bilder.
Rudi (Freitag, 15 Mai 2020 21:25)
Wenn ich sündhafte Neigungen bei mir wahrnehme, dann schau ich in der Regel ob es ein konkretes Thema gibt. Wenn ich keines ausfindig machen kann dann richte ich mich aus und fokussiere mich auf eine gebende Haltung. Das führt entweder dazu, dass ich wieder in die Spur komme oder durch die Bemühung um die gebende Haltung das noch nicht erkannte Thema weiter freilege.
Rudi (Freitag, 15 Mai 2020 21:34)
@Clemens
Das HS identifiziert sich mit der AP...ist das wirklich so?
Gefühlsmäßig hätte ich es eher so interpretiert, dass die AP sich in einen Zustand einschwingt, in dem sie sich ein höheres Niveau vorgaukelt, sich damit einrichtet und so dem HS Impulse und Zugriff verwehrt. Kann das HS sich mit etwas negativem identifizieren? Bisher hätte ich das der AP zugeordnet.
Clemens (Sonntag, 17 Mai 2020 13:24)
Die AP ist weder negativ noch positiv. Sie ist einfach der AUSDRUCK des HS mit all seinen Fähigkeiten und Unfähigkeiten in den Trennungswelten. Und alle lästigen Eigenschaften der AP, die sie einer spirituellen Entwicklung im Wege stehen lassen, hat sie im Grunde nur durch die IDENTIFIKATION des HS mit ihr. Ohne Identifikation könnten wir theoretisch recht zügig die AP zu einem Optimum modifizieren. Es geht nur nicht, weil unser HS in den Trennungswelten selbst nicht dem Optimum entspricht und Wissens- und Lerndefizite hat, die vorher abgearbeitet werden müssen.
Linear gedacht: "O Gott, dann gibt es ja gar keine Lösung der Probleme!"
Resultat: Die Karma-Keule muss ran.
Spirituell gedacht: "Es löst sich im Beschreiten des Weges."
Resultat: Die Karma-Keule kann im Schrank bleiben, während wir unterwegs sind.
Clemens (Sonntag, 17 Mai 2020 13:29)
Wir müssen uns bei der AP entschuldigen, dass wir scheinbar immer so auf ihr herumhacken. Sie ist eben Ausdruck gewisser Defizite, und es ist sinnvoll, diese auch klar zu benennen.
Vergessen wir aber nicht, dass auch der heiligste Heilige eine AP hat. Sie ist eben nur Ausdruck seiner Heiligkeit. Ohne AP wäre der Heilige einfach nicht präsent...
Rudi (Sonntag, 17 Mai 2020 17:22)
Ok....das ist ähnlich wie beim Thema Emotionen. Da brauche ich noch etwas Zeit. Beides ist gegenüber meiner bisherigen Sichtweise weiter differenziert und hört sich gut an, ist aber für mich noch nicht wirklich griffig...