"Wer so sein Denken (nach fünf Methoden des Buddha - Anm. R.F.) beherrscht, den nennt man Meister des Gedankenüberwachung. Er denkt nur, was er denken will." (Buddha)
Um tatsächlich so weit zu kommen, müssen wir zunächst gelernt haben, unser Denken zu beobachten, damit wir wissen, was im Augenblick in uns vorgeht. Wir müssen wissen, worauf wir hinausmöchten.
Wir könnten dazu die fünf vom Buddha genannten Methoden regelmäßig einüben, sie in unsere spirituelle Praxis aufnehmen.
Dadurch werden wir unsere Denkgewohnheiten, Wünsche und Vorstellungen besser kennenlernen. Eine solche Arbeit an sich selbst kann zum spannenden Abenteuer werden. Wir lernen uns intensiver kennen
und stellen Herausforderungen an uns, um deren Erfüllung wir uns bemühen. Viele Gedanken, Impulse und Regungen, die wir vorher einfach als selbstverständlich betrachtet haben, sehen wir nun in
einem neuen Licht. Dabei brauchen wir nicht über Negatives, das wir sehr wahrscheinlich entdecken, zu klagen. Indem wir es als Herausforderung akzeptieren und damit arbeiten, wachsen wir daran.
Richtig verstanden und beharrlich ausgeübt, wird die Möglichkeit der positiven Überwindung zum Werkzeug unserer Verwandlung. Wer tatsächlich beginnt, in dieser Weise an seinem Denken zu arbeiten,
wird eine neue Dimension der Freiheit kennenlernen.
Doch es ist wichtig, bescheiden zu beginnen (zu bleiben) und nicht am Anfang und im Verlauf zu hoch hinaus zu wollen. Wir müssen geduldig bei der Übung(en) bleiben, denn was uns im Kleinen nicht
gelingt, das schaffen wir im Großen sicher nicht. Gier, Hass und Verblendung sind abstrakte (weil nicht mehr genau verifiziert - Anm. R.F.) Worte für Grundhaltungen, die wir eingenommen haben.
Kein Mensch denkt "Gier" oder "Haß", sondern diese Haltungen zeigen sich in hunderttausend kleinen, aber sehr konkreten Gedanken, Emotionen und Taten (Die Problematik der Kernelementale und ihrer
Teilelementale lasst grüßen! - Anm. R.F.)
Auch "Liebe" und "Friede" sind abstrakte (weil oft nicht wahrhaftig ge- und erlebte - Anm. R.F.) Begriffe geworden. Es wäre sinnlos, fortwährend diese Worte zu denken, um damit "Gier" und "Hass"
zu vertreiben. Wir müssen vielmehr feststellen, welche konkreten Alltagsgedanken und -emotionen sich für uns (auch auf die anderen zwei Säulen bezugnehmend - Anm. R.F.) unheilsam auswirken. Und
genau dort sollen wir üben, sollen wir tätig werden! Oft sind es gerade Gedanken, die uns zu unerheblich scheinen, um beachtet zu werden, die uns in dieser Hinsicht am meisten lehren
können.
Zu dem letzten Absatz des Beitrages eine Katz-Geschichte:
Das Falsche
Ein Chassid kam zu Rabbi Jakov ben Katz von Schargorod und fragte nach seiner Hilfe: "Rabbi, mein Gewissen lastet schwer auf mir: All die schlechten Gewohnheiten, all die Verirrungen und
Verfehlungen. Ich bin ratlos und es fällt mir schwer, das Wahre zu sehen. Sag mir, was ich erlangen sollte, um zügiger meinen Weg beschreiten zu können!"
Der Rabbi sagte schlicht: "Lassen! Versuche das Falsche zu lassen."
Der Chassid schrie auf: "Rabbi, Ihr spottet meiner! Von ganz weit weg habe ich Euch aufgesucht und gehofft, die Fülle zu erhalten, aber Ihr gebt mir nichts."
Der Reb antwortete: "Ich möchte dir ein Gleichnis erzählen. Wenn du dann immer noch denkst, dass ich dein Anliegen nicht ernst genommen habe, erstatte ich dir alle Reisekosten und entschuldige mich."
Der Mann willigte ein.
"Ein Jude, tief gebeugt von der Last seines Brustbeutels, kam mit Hilfe eines Engels an Gottes Thron vorbei. In der Tasche waren seine Sünden, die er vor sich her schleppte und die ihn kaum noch den Weg erkennen ließen, so dass der Mann wie ein Sehbehinderter taumelte. Gott fragte den Mann, was er begehre. Der Jude flehte den Allmächtigen an, dass er ihm ganz viele Tugenden in seinen Rucksack lege, damit er sich Dank des Gegengewichts endlich aufrichten und dann mit klarerer Sicht weitergehen könne. Voller Erbarmen griff Gott in die Brusttasche des Juden hinein und schmiss ein paar blinde Flecken heraus - so konnte der Mann seinen Herren etwas besser sehen - und sagte: "Jetzt muss du selber versuchen, deine Lasten wegzuwerfen, dann kannst du gerader gehen, den Weg erkennen und das Richtige tun."
Als der Chassid die Geschichte zu Ende gehört hatte, verbeugte er sich vor dem Rabbi und ging nach Hause.
(Ruth Finder)
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Rudi (Donnerstag, 07 Mai 2020 18:25)
Bei Texten zu diesen Themen, also wie der Weg zu gehen ist, komme ich für mich immer wieder zu der Frage welche Rolle die göttliche Führung bei der Weg-Arbeit in eurem Sinne spielt. Kann mir da jemand weiterhelfen?
Ruth Gabriel (Freitag, 08 Mai 2020 10:25)
Ich steh da anscheinend auf der Leitung, denn ich verstehe die Frage nicht.
Rudi (Freitag, 08 Mai 2020 11:55)
Göttliche Führung im Sinne von aktiv mit ihr arbeiten.....
Ruth Gabriel (Freitag, 08 Mai 2020 12:19)
Definiere Göttliche Führung.
Rudi (Freitag, 08 Mai 2020 16:48)
Sie kennt uns vollumfänglich im Kontext mit allen unseren äußeren und inneren Zusammenhängen. Daher kann sie immer die bestmögliche Hilfestellung geben. Bei kleinen Fragen und Schritten, aber auch indem sie uns in Konstellationen führt, die uns bestmöglich weiterhelfen.
Clemens (Freitag, 08 Mai 2020 19:29)
Ich hatte gestern per Email auf die Frage geantwortet, um erstmal Platz für weitere Antworten zu lassen:
Der Begriff der göttlichen Führung kommt als Wort bei uns bisher eher selten vor. Es ist allerdings neben dem Faktum nur ein WORT. Das FAKTUM ist uns natürlich geläufig und bildet sich meiner Ansicht nach vorrangig in Karma, Weg-Arbeit (als Alternative zum karmischen "Zwang") und Gnade (95% -Regel) ab. Daneben spielen auch Begriffe wie freudvolle Hingabe eine wichtige Rolle. Dazu das Annehmen des täglichen Lebens mit all seinen kleinen Mühen, Sorgen und Freuden als spirituelle Anleitung. Auch unser häufig als Meditationseinstieg im Kreis genutztes, kurzes Gebet:
"Absolute, unendliche Seinsheit Gott, ewiges Leben, Liebe und Gnade, Du offenbarst Dich selbst in Dir selbst als die vollkommene Weisheit und Allmacht, erleuchte unseren Geist, damit wir Dich als die Wahrheit erkennen, reinige unsere Herzen, damit wir Deine Liebe zu Dir und zu all unseren Mitmenschen widerspiegeln können, Amen"
...spricht für mich von göttlicher Führung. Ich vermute, da wäre noch eine Menge aufzuzählen. Ginge aber letztlich alles in die gleiche Richtung.
Clemens (Freitag, 08 Mai 2020 19:34)
Ergänzend schrieb ich heute nach einer kurzen Nachricht von Rudi:
Ich vermute, wir haben da mal wieder lediglich verschiedene Blickwinkel auf die gleiche Sache, die wir obendrein noch unterschiedlich benennen. Es gibt im Buddhismus ein Bild, das sagt, wenn Du den Buddha suchst, dann kann man hier und da und dort suchen und dabei vergeblich sehr rührig werden. In Wirklichkeit sitzt er die ganze Zeit mit seiner Nasenspitze an Deiner Nasenspitze. Das ist für mich ein schönes Bild der beständigen göttlichen Gegenwart, in der wir uns bewegen - nur dass die Gegenwart noch tiefer geht. Gott ist immer in mir gegenwärtig. Und zugänglich. Ich muss "es" nur tun. Und Führung findet die ganze Zeit statt, ob ich will oder nicht, ob ich sie wahrnehme oder nicht, ob ich sie erbitte oder nicht. Gott braucht dazu meine Bitte nicht. ICH brauche meine Bitte aber sehr wohl. Das macht einen Unterschied.
Rudi schrieb mir zeitgleich ebenfalls eine interessante Mail, die ich gerne hier wiedergeben würde. Müsste Rudi aber erlauben - oder selbst einstellen.
Rudi (Freitag, 08 Mai 2020 22:53)
Hallo 'Clemens',
es ist doch erstaunlich wie verschieden Ansätze und Glaubensmodelle sein können und doch drehen wir uns alle um das gleiche. Verschiedene Kulturkreise haben ihre Religionen, Lehrer und Meister haben jeweils spezifische Wege zurückgelegt und so entsprechende Schwerpunkte in ihrer Lehre. Dazu passt dann wieder eine spezifische Zielgruppe.
Aus deiner Email lese ich, dass die göttliche Führung bei euch eine ziemlich andere Gewichtung hat wie bei mir, zumindest in der Vergangenheit. Und das empfinde ich nicht als Widerspruch. Es macht höchstens die Annäherung etwas anstrengender.
Der von dir angerissene karmische Zusammenhang scheint mir der wesentliche Aspekt zu sein. Mit karmischer Belastung ab einem gewissen "Vernebelungsgrad" wird aus meiner Sicht die göttliche Führung und der Wille Gottes zu einem zentralen Element mit wesentlicher Bedeutung. Denn was bedeutet karmische Belastung anderes als dem egoistischen Eigenwillen folgen und in der Folge gesteuert sein von vielen negativen Elementalen.
Ab einem gewissen Punkt ist die Steuerung so groß und damit der Mensch in seinem Denken und Handeln soweit entfernt, dass die Frage nach dem Willen (fortgeschritten auch dem Wesen) Gottes in einzelnen Aspekten zu einer zentralen Orientierungshilfe wird. Macht sich aber einer mit hohem Belastungsgrad einmal auf den Weg und müht sich, umzukehren dann ist auch die konkrete Führung ein ebenso zentrales Element. Eine Umkehr aus tiefen Belastungen ohne die konkrete alltägliche Führung erscheint mir nahezu unmöglich oder zumindest unglaublich langwierig und mühselig.
Belastung bedeutet auch, sich im Stich gelassen zu fühlen, verloren zu sein, Zweifel an der Existenz Gottes oder einer geistigen Welt zu haben, Einsamkeit, großer Schmerz, ein schwieriges Umfeld zu haben, in Abhängigkeiten und Bindungen aller Art verhaftet zu sein, unzähligen Mustern zu unterliegen, etc., etc.
In solchen Zuständen ist die tägliche Praxis weniger ein sich positiv auszurichten, als vielmehr die eigenen negativen Schöpfungen irgendwie auszuhalten und zu ertragen, um sich dann schrittweise zu positiven Ansätzen unter großen Widerständen durch zu ringen.
Hier muss unter allen Umständen die geistige Welt so dicht wie irgend möglich an den Menschen heranrücken. Er braucht zwingend das Gefühl von Hilfe und Unterstützung einer höheren Kraft. Wäre das nicht gegeben würden erste Fortschritte im Keim ersticken.
Diese Menschen sind nach meinem Empfinden der verlorene Sohn.
Die göttliche Führung empfinde ich als die Gnade und Barmherzigkeit Gottes dort wo der Weg noch finster ist. Im Kontext mit negativen Elementalen zumindest bei tieferen Prägungen ist sie ein ebenso wesentliches Werkzeug. Insofern werde ich mich schwer tun, eine effiziente Vorgehensweise zur Devitalisierung von Elementalen zu beschreiben, wenn die göttliche Führung eine untergeordnete Rolle spielt.
Dass das bei dir so ist erscheint mir klar und nachvollziehbar. Auch in meinem neueren Wegabschnitt ist das Thema kaum mehr präsent. Ich empfinde es sehr vereinfacht so, dass wenn wir erst einmal zielstrebig auf den Weg sind, dann braucht es das nicht mehr. Wenn ein Wanderer ein Dorf sucht und es am Horizont einmal gesehen hat, dann brauche ich nicht mehr an der Straße stehen und ihm sagen wo es lang geht.
Unklar ist mir die Sache wenn jemand mit eurem Konzept den Weg geht und trotzdem noch tiefere Prägungen hat. Das stelle ich mir sehr schwierig vor.
Ruth Gabriel (Samstag, 09 Mai 2020 06:31)
Jetzt erst verstehe ich und kann mich euren Ausführungen nur anschließen.
Rückblickend habe ich auch jahrelang um göttliche Führung als Wegweiser gebeten, da ich den Weg nicht erkennen konnte, aber irgendwie gehen wollte. Das war mir anscheinend nicht bewusst oder ich habe es schlicht vergessen.
Ruth Gabriel (Samstag, 09 Mai 2020 07:27)
Und genau genommen mache ich das heute auch noch bei sehr starken Verwicklungen, in denen ich nicht "über meinen Schatten springen kann". Der Unterschied zu früher ist, dass ich zum einen erkenne, was heilsam wäre und zum anderen, dass es viel seltener vorkommt.
Rudi (Samstag, 09 Mai 2020 07:48)
Das freut mich. Jetzt ist es für mich nachvollziehbar. Ein weiterer Schritt der Annäherung :-)