Kapitel 139

Wer arm geboren wurde und keinen Schaden zufügen kann, wird aufgrund seiner Handlungsweise nicht schon zu den Frommen gerechnet. Wer aber zu schaden vermag und seine Fähigkeiten nicht zum Bösen gebraucht, sondern die Niedrigerstehenden schont aus Gottergebenheit, der wird auch nach dem Tod als Vergeltung Gutes erfahren.

 

(Philokalie, Buch 1, Antonios der Große, "Über die Sittlichkeit des Menschen und den rechtschaffenen Lebenswandel in 170 Kapiteln", Kapitel 139)

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Kommentare: 3
  • #1

    Clemens (Samstag, 25 April 2020 08:12)

    Etwas schwergängig formuliert. "Arm geboren" muss schon umfassend verstanden werden. Fromm, Niedrigstehen und Vergeltung sind auch in unserem Vokabular nicht so gegenwärtig. Aber der geschilderte Sachverhalt dürfte klar sein:

    Nur weil uns zu gewissem "Böses tun" die Mittel fehlen, bisher der innere Impuls fehlte oder wir nur noch nicht in die Situation gekommen sind, sind wir wegen unserem Handeln allein noch nicht "fromm". Flapsig formuliert: Nur weil ich keine Beine habe, ist mir noch nicht hoch anzurechnen, dass ich keinem in den Hintern trete.

    Dazu muss auch die innere Haltung da sein. Oder besser: So gesehen kommt es nur auf sie an.

  • #2

    Clemens (Samstag, 25 April 2020 08:19)

    Andererseits ist zu bedenken, dass wir die innere Haltung anderer Menschen nicht wirklich klar erkennen können. Dazu müssten wir schon weiter entwickelt sein, als wir für uns in Anspruch nehmen würden. Wir sind erstmal auf seine Worte angewiesen. Über die Worte hinaus gibt es DANN aber das TUN (oder Lassen) des anderen Menschen als deutlichen Maßstab für die tatsächliche innere Haltung.

    Zwei scheinbar widersprüchliche Aussagen, die wir - wie so oft in den Trennungswelten - nebeneinader stehenlassen müssen und die wir auch beide tatsächlich nutzbringend auf andere (und vor allem auf uns selbst!) bezogen anwenden können.

  • #3

    K (Dienstag, 28 April 2020 10:23)

    "Es kommt nur auf die innere Haltung an." Und, in anderen Worten: "An den Taten sollst du sie (und vor allem sich selbst!) erkennen." Der letzte Absatz von #2 bringt es auf den Punkt. Danke Clemens.