Was uns erst zu wirklichen Pneumatikern macht, ist das Wissen, dass es um Form nicht geht – denn das ist der Irrtum der Psychiker. Aber zudem das Wissen, dass Form in den Trennungswelten und
im Prozess des Selbst-Werdens nicht vermieden werden kann – denn auch das ist ein gar nicht so seltener Irrtum auf dem Wege.
(Kommentar zur sechsten und siebten Fessel im „Buch der drei Ringe“)
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Rudi (Mittwoch, 22 April 2020 18:40)
Das wird leider sehr oft vergessen. Dass die Einheit jegliche Form einschließt. Die Kunst, empfinde ich, besteht darin, in jeglicher Form den formlosen Kern zu erkennen und wahrzunehmen und sie so auch völlig gleichwertig ernst zu nehmen. Dieser Prozess ist eine tägliche Herausforderung. Die Weg-Arbeit (ich hoffe, ihr seid mir nicht böse wenn ich diesen Begriff benutze ;-) ) hilft u.a. auch, diesen Prozess zu vertiefen.
Clemens (Mittwoch, 22 April 2020 18:58)
Nein, wir sind nicht böse... Wir beanspruchen kein Copyright auf den Begriff ^^ - obwohl... ich meine, es hat sich mal jemand den Begriff "Ballermann" schützen lassen. Damit hat er sich sein Leben vergoldet.
Allerdings fürchte ich, "Weg-Arbeit" wird nicht annähernd so populär werden. Einmal, weil er auf den ersten Blick etwas holperig wirkt (ein schnittiger Anglizismus wäre vielleicht publikumswirksamer), und zum anderen, weil er recht präzise beschreibt, was in puncto spiritueller Entwicklung Tag für Tag nötig ist. Und das kann ja auch schnell als abschreckend empfunden werden.
Sinnvoll und passend benutzt, ist Weg-Arbeit aber eine Zierde jedweder Argumentation. Es wäre wirklich böse von uns (wir wären böse!), wenn wir dem im Weg stehen wollten. :o)
Gregorios der Sinaite (Mittwoch, 22 April 2020 19:07)
Zu #1: Untrügliche Herrlichkeit der seienden Dinge ist die wahre Erkenntnis der sichtbaren und unsichtbaren Gegenstände - der sichtbaren, nämlich der sinnlich wahrnehmbaren; und der unsichtbaren, nämlich der geistig erkennbaren, vernunftmäßigen, geistigen und göttlichen Dinge.
(Sehr nützliche Kapitel, 25)
Ruth Finder (Donnerstag, 23 April 2020 12:00)
"Und ihr werdet den verborgenen Sinn in allen Dingen erkennen." (Khalil Gibran)
Man könnte sagen, dass die Psychiker - obwohl der Form verfallen - darin keinen Sinn erkennen. Sie gehen "sinnlos" mit ihr um. Die Pneumatiker aber - obwohl sie wissen, dass es um Form nicht geht - erkennen ihren Sinn, gehen damit sinnvoll um.
Rudi (Freitag, 24 April 2020 10:32)
Eine wunderschöne Ergänzung zu diesem Thema ist der Inhalt eines älteren Beitrags:
O Gott, wie wunderbar,
dass dir die Güte die Gedanken gab,
es sollten diese hohen Räume sich breiten
und mit strahlendem Licht sich erfüllen,
und dass du atmen ließest den Geist
in dieser Weite!
Ja, er erfüllt sie, und jeder Atemzug,
deiner gedenkend,
dehnt sie uns weiter,
aber du bist je und bist immer,
bist immer der gleiche!
Das ist mir tiefstes Leben, mein Gott,
dass du der Sinn bist von allem,
Beginn und Vollendung,
das Sein dieser Welt
und ihr Innewerden.
Kern dessen, was wir als Bestes in uns fühlen,
und Quelle des überströmenden Lebens,
das uns so flutend umwallt.
(Avesta, Yasna XXXI, 6, 7)
Diese Art der Anbetung Gottes ist für mich eine der höchsten Übungen. Der Ausdruck tiefster Liebe und Verbundenheit. Sie umfasst und durchdringt alles und kann niemals zuviel oder falsch praktiziert werden. Es ist das liebende Herz des Kindes, das drängt, in der Liebe aufgehen und sich einen möchte. Wunderschön.
Rudi II (Freitag, 24 April 2020 10:46)
Sie braucht keine Form und keine Kenntnis und hebt sich über alles hinweg. Sie kann jede Form zum Anlass nehmen und jede Form zum Ausdruck ihrerselbst machen.
Rudi IlI (Freitag, 24 April 2020 18:23)
Gerade habe ich in Briefwechsel (ist heute angekommen und gefällt mir sehr) über Motivation auf dem Weg gelesen. Dabei ist mir ein wichtiges Detail zum Thema Anbetung eingefallen. Die praktizierte Anbetung allein reicht natürlich nicht. Die intensivsten Erlebnisse mit Anbetung hatte ich bisher zumindest immer dann, wenn ich ein neues Ziel auf meinem Weg ausfindig machen konnte. Die Anbetung gipfelt dann meist darin, dass ich meine Erkenntnisse im gesamten Kontext Gott übergebe und in seinen Willen stelle. Weil aber die hingebungsvolle Anbetung anhebt und stärkt nutze ich dann meist genau diesen "Schwung" um in die konkrete Umsetzung zu gehen. Bzw bei Hürden und Schwierigkeiten bitte ich in der Anbetung um Erkenntnis und Hilfe, um dann wieder konkret zu werden.