Wahrer Mensch

Das Wirken der Natur zu kennen, und zu erkennen, in welcher Beziehung das menschliche Wirken dazu stehen muß: das ist das Ziel. Die Erkenntnis des Wirkens der Natur wird durch die Natur erzeugt, und die Erkenntnis des naturgemäßen menschlichen Wirkens wird dadurch erlangt, daß man das Erkennbare erkennt und das, was dem Erkennen unzugänglich ist, dankbar genießt. Seines Lebens Jahre zu vollenden und nicht auf halbem Wege eines frühen Todes sterben: das ist die Fülle der Erkenntnis.

 

Doch liegt hier eine Schwierigkeit vor. Die Erkenntnis ist abhängig von etwas, das außer ihr liegt, um sich als richtig zu erweisen. Da nun gerade das, wovon sie abhängig ist, ungewiß ist, wie kann ich da wissen, ob das, was ich Natur nenne, nicht der Mensch ist, ob das, was ich menschlich nenne, nicht in Wirklichkeit die Natur ist? Es bedarf eben des wahren Menschen, damit es wahre Erkenntnis geben kann.

 

(Dschuang Dsi, "Das wahre Buch vom südlichen Blütenland", Buch 6, aus Kapitel 1)

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