Origines (185-254)

-Wenn man bei der Tugend die freiwillige Betätigung aufhebt, so hebt man auch ihr Wesen auf.

-Auch Geben und Nehmen liefern Anzeichen für die Selbsterkenntnis der Seele: Ob sie voll Gemeinschaftsinn schenkt und gewährt, als wolle sie unter den Menschen Gleichheit erreichen, oder - wie es heißt - aus Traurigkeit, oder aus Zwang, oder doch, indem sie nach Lohn fragt bei Empfängern und Hörern. Aber auch beim Nehmen muß die Seele zu ihrer Selbsterkenntnis fragen, ob sie gleichmütig ansieht, was sie erhält, oder sich darüber wie über ein Gut von Herzen freuen kann.

-Eine ungeprüfte und ununtersuchte Tugend ist keine Tugend.

-So ist es besser, das vollkommene Leben zu suchen und dabei unterwegs zu sterben, als mit dem Suchen nach der Vollkommenheit nicht einmal den Anfang zu machen.

-Alles, was geschieht, vollzieht sich in Geheimnissen.

-Werkzeuge der Seele sind die Leiber der Menschen. Wenn die Seele befiehlt, gehorcht der Leib, und sie bedient sich seiner, wozu sie will.

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Kommentare: 4
  • #1

    Clemens (Mittwoch, 01 Januar 2020 20:16)

    "Alles, was geschieht, vollzieht sich in Geheimnissen."

    Die Dinge sind nichtlinear und multifaktoriell. Und wie weit wir auch unsere Wissenschaften vorantreiben, gleichzeitig mehrt sich das Wissen um unser Nichtwissen. Das Geheimnisvolle bleibt immer erhalten. Es ist nicht "wissbar" - aber erfahrbar.

  • #2

    R.G. (Freitag, 03 Januar 2020 08:08)

    "Eine ungeprüfte und ununtersuchte Tugend ist keine Tugend."
    Das reine Tun an sich macht noch keine Tugend. Entscheidend ist die Motivation. Wie oft haben wir unter dem Deckmantel der Tugend in Wahrheit nur unser Ego gefüttert. Wie immer gilt auch hier: ohne Innenschau geht nichts.

  • #3

    Clemens (Freitag, 03 Januar 2020 18:17)

    "So ist es besser, das vollkommene Leben zu suchen und dabei unterwegs zu sterben, als mit dem Suchen nach der Vollkommenheit nicht einmal den Anfang zu machen."

    Weg-Arbeit statt Karmapfad.

  • #4

    Clemens (Freitag, 03 Januar 2020 18:22)

    "Wenn man bei der Tugend die freiwillige Betätigung aufhebt, so hebt man auch ihr Wesen auf."

    Tugendhaftes Tun unter Zwang ist nicht tugendhaft. Das Wesen der Tugend ist Freiwilligkeit. Tugenden können nur in Freiheit wachsen und sein. Auch daher: Freiheit ist eines der höchsten spirituellen Prinzipien.