Eine seltsam zweideutige...

...Geschichte aus den Apophthegmata Patrum:

 

Der Altvater Olympios sprach: Einmal kam ein Heidenpriester nach der Sketis und übernachtete in meinem Kellion. Als er das Leben der Mönche sah, sprach er zu mir: "Seht ihr bei solchem Verhalten nichts von eurem Gott?"

 

Ich antwortete: "Nein."

 

Da sprach der Priester zu mir: "Wirklich, wenn wir unserem Gott den heiligen Dienst darbringen, dann verbirgt er nichts vor uns, sondern offenbart uns seine Geheimnisse. Und ihr nehmt soviel Mühen auf euch: Nachtwachen, Herzensruhe, Askese, und da sagst du: Wir sehen nichts! Sicher habt ihr, wenn ihr nichts schaut, schlechte Gedanken in eurem Herzen, die euch von Gott trennen, und deswegen werden euch seine Geheimnisse nicht geoffenbart."

 

Ich ging weg und meldete den Alten die Worte des Priesters. Sie wunderten sich und sagten: "So ist es: Die unreinen Gedanken trennen Gott vom Menschen."

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Kommentare: 3
  • #1

    R.G. (Mittwoch, 31 Juli 2019 10:27)

    Das Zweideutige hat sich mir zwar nicht erschlossen, aber ein kleiner Gedanke dazu:
    Sämtliche Mühen bringen uns Gott nicht näher, wenn wir nicht auch unser Herz öffnen (die unreinen Gedanken lassen - unser Bewerten dessen, was da ist, aber unserer Vorstellung nach nicht da sein sollte/was wir nicht denken und fühlen sollten) und lernen, den Weg zu lieben. Jeden Schritt.

  • #2

    Linda (Mittwoch, 31 Juli 2019 12:04)

    Vielleicht muss man auch einfach auf die Grammatik schauen:
    Seht ihr bei solchem Verhalten nichts von eurem Gott?
    Nein.
    Also doppelte Verneinung, sprich sie sehen was von Gott. Nur ist die Antwort falsch interpretiert, weil der Fragesteller sich auf eine Verneinung eingestellt hat....

  • #3

    Clemens (Mittwoch, 31 Juli 2019 18:40)

    Zweideutig war meiner Ansicht nach, dass in dem Väterspruch ja gerade die Väter gegenüber dem Heidenpriester recht schlecht wegkommen. Ungewöhnlich in einer Sammlung, die ja eher das Gegenteil will.

    Lindas geschickten Dreh hatte ich bei der Überlegung keinesfalls vor Augen.