Über die Hervorbringung des Sohnes

Der Vater ist der, der sich hineinlegt in dieser Weise, wie ein Geschlecht, indem er Herrlichkeit hat und wunderbare Ehre und Liebe; der, der sich selbst rühmt, der bewundert wird, der ehrt, der auch liebt, der, der einen Sohn hat, der niedergelegt ist in ihm, der still ist, ihn betreffend.

 

Der Sohn ist der Unaussprechliche in dem Unaussprechlichen, der Unsichtbare, der Unergreifbare, der Unverständliche in dem Unverständlichen. In dieser Weise existiert er für alle Zeit in ihm.

Der Vater, wie wir ihn vorher erwähnt haben, in einer ungezeugten Weise ist der, der sich selbst erkennt, der den Sohn gezeugt hat, indem er einen Gedanken hatte, welcher sein Gedanke ist, das heißt, die Wahrnehmung von ihm, welche ist die [...] seines Bestandes in Ewigkeit. Das ist in einer eigentlichen Weise das Schweigen und die Weisheit und die Gnade, wenn es genannt wird im eigentlichen Sinn auf diese Art.

In der Art, wie der Vater existiert in einer eigentlichen Weise - der, vor dem kein anderer war, und der, nach dem es keinen anderen Ungezeugten gibt - so existiert auch der Sohn in einer eigentlichen Weise - der, vor dem kein anderer war und nach dem kein anderer Sohn ist.

Deswegen ist er ein erstgeborener und ein einziger Sohn: 'Erstgeborener', weil kein anderer vor ihm existiert; 'einziger Sohn', weil es niemanden nach ihm gibt.

 

aus "Der dreiteilige Traktat" (NHC I,5)

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Kommentare: 4
  • #1

    Clemens (Dienstag, 22 Januar 2019 13:10)

    Über die Kirche

    Und er hat seine Frucht, die man nicht kennt wegen des Übermaßes seiner Größe. Und er wollte erkannt werden wegen des Reichtums seiner Süße. Und er offenbarte die unerklärliche Kraft, und er mischte das vielfältige Übermaß seiner Neidlosigkeit.

    Nicht allein der Sohn existiert von Anfang an, sondern auch die Kirche existierte von Anfang an. Der, der nun denkt, dass die Entdeckung, dass der Sohn ein einziger Sohn ist, dem Wort über die Kirche widerspricht, irrt sich: Wegen des Mysteriums der Sache verhält es sich nicht so.

    Wie der Vater ein Einzelner ist und sich als Vater offenbart hat allein für sich selbst, so wurde auch der Sohn gefunden, indem er allein ein Bruder für sich selbst ist in der Ungezeugtheit und in der Anfangslosigkeit.

    Er war aber erstaunt über sich selbst mit dem Vater, und er gab dem Vater Herrlichkeit und Ehre und Liebe. Und er ist wiederum der, der sich als Sohn versteht entsprechend den Satzungen,ohne Anfang' und 'ohne Ende'. So ist diese Sache etwas, was festgesetzt ist.

    Indem sie unzählbar und grenzenlos sind, sind seine Nachkommen unteilbar. Diese, die existieren, sind aus dem Vater und dem Sohn hervorgekommen wie Küsse wegen des Übermaßes derer, die einander küssen in einem guten, unersättlichen Denken, indem der Kuß ein einziger ist, obwohl er aus vielen Küssen besteht.

    Das heißt, es ist die Kirche, die viele Menschen umfaßt, die existierte vor den Äonen, die genannt wird im eigentlichen Sinn 'Äon der Äonen'. Dies ist die Natur der heiligen, unvergänglichen Geister, auf der der Sohn ruht, da sie sein Wesen ist, ganz wie der Vater ruht auf dem Sohn.

    aus "Der dreiteilige Traktat" (NHC I,5)

  • #2

    Jonas (Dienstag, 22 Januar 2019 13:39)

    "Nicht allein der Sohn existiert von Anfang an, sondern auch die Kirche existierte von Anfang an. " Das ergibt für mich nur Sinn, wenn wenn man Kirche als ESG versteht.

    "Indem sie unzählbar und grenzenlos sind, sind seine Nachkommen unteilbar." Unteilbar im Sinne der Einheit aller Menschen, die den Weg durch die Welten der Trennung gehen. Sie alle bilden den "Leib Christi", sind also Teil der logoischen Einheit.

  • #3

    Simon (Mittwoch, 23 Januar 2019 06:49)

    Etymologische Bedeutung des griechischen Wortes kyriake („dem Herrn gehörend“).
    So wird vielleicht n Schuh draus.

  • #4

    Clemens (Mittwoch, 23 Januar 2019 08:38)

    Ich lese "Kirche" in den gnostischen Schriften auch bevorzugt als ESG. Die gnostische Trias "Vater, Sohn und Kirche" taucht in verschiedenen Schriften auf und stellt damit einen interessanten Gedankenansatz dar. Quasi eine absteigende Reihe (wie Jonas nach meinem Verständnis ja auch andeutet).

    Die Trias "Vater, Sohn und heiliger Geist" sehe ich dagegen eher als (den unbekannten) Gott und seine Offenbarung in der Polarität/ den Trennungswelten. Um mit R.F. zu sprechen: den absteigenden Balken des Kreuzes und den senkrechten, trennungsweltlichen Balken mit seinen beiden Ausprägungsenden.