Paramitas II

Shila - Sittlichkeit oder Disziplin. Die Freude über die Entdeckung oder das Erspähen des erwachtes Zustandes sollte nicht mißbraucht werden. Man darf keinen Augenblick von dessen Inspiration verpassen. Gleichermaßen muss man mit Hilfe der panoramahaften Bewusstheit Festigkeit und Genauigkeit der Einsicht und Kenntnis von Situationen entwickeln, so dass man sich der Führung des Bodhisattva als würdig erweist.

 

(erfasst von Ruth Finder)

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Kommentare: 3
  • #1

    Jonas (Freitag, 11 Januar 2019 07:21)

    Panoramahafte Bewusstheit - interessanter Begriff. Damit könnte gemeint sein, unser Bewusstsein über die eigenen Körpergrenzen hinweg in den umgebenden Raum auszudehnen, beispielsweise bis zu den Grenzen unseres optisch wahrnehmbaren Bereiches (=Panorama).

    Was passiert dabei? Wir wechseln auf die Ebene unseres höheren Selbst und es fällt uns leichter, störende Einflüsse der AP (Gedanken, beispielsweise Voreingenommenheit etc.) zu erkennen und auszublenden. Damit rückt unsere Intuition in den Vordergrund und es wird uns möglich, die jeweilige Situation klarer und umfassender erkennen (schauen) zu können.
    Vielleicht ist das im Text gemeint.

  • #2

    Clemens (Freitag, 11 Januar 2019 17:32)

    Ich habe einmal, wenn ich mich recht erinnere, mit TvB ein Gespräch gehabt, in dem es auch um panoramahafte Bewusstheit ging - ohne das Wort zu benutzen und mehr im Bild der von Jonas benutzten Deutung als (optisch) wahrnehmbaren und gegenwärtigen Bereich. Und zwar in Verbindung mit Achtsamkeit. Man kann ja im engeren Sinne achtsam und im weiteren Sinne achtsam sein. Eigentlich bezüglich der drei Säulen. Idealerweise und am schwierigsten auf alle drei Säulen bezogen gleichzeitig.

    TvB stellte da neben den Begriff Achtsamkeit den Begriff der Wachsamkeit. Beide haben eine große Schnittmenge, aber die Wachsamkeit grenzt etwas mehr ab. Sie ist irgendwie KRITISCHER. Und, wie Jonas ausführt, sind Achtsamheit und Wachsamkeit ebenso wie "panoramahafte Bewusstheit" umso freier und wahrer, je mehr man die AP-Perspektive heraushalten kann.

    Ich denke, Wachsamkeit ist auch sozusagen "intellektueller", analytischer. Wobei Achtsamkeit ja nicht emotional ist oder sein soll. Sie ist eher ein überemotionaler Grokzustand dessen, was ist - und das eben im überschaubaren Bereich. Die Wachsamkeit erkennt demgegenüber vielleicht mehr noch, wo "Verarschung" stattfindet. Wo man "gebullshitet" (do you want to bullshit me?) werden soll - aber wieder, zur Erinnerung, nicht so sehr auf die AP-Perspektive bezogen. Eben, wie Trungpa sagt, "Festigkeit und Genauigkeit der Einsicht und Kenntnis von Situationen" mit einer mehr kritischen Perspektive als bei der reinen Achtsamkeit.

    Oder aber, man muss innerlich den Begriff Achtsamkeit um den Aspekt der Wachsamkeit erweitern.

  • #3

    Ruth Finder (Freitag, 11 Januar 2019 17:33)

    "Die Freude über die Entdeckung oder das Erspähen des erwachtes Zustandes sollte nicht mißbraucht werden. Man darf keinen Augenblick von dessen Inspiration verpassen."

    Eine deutliche Aussage: Ausrichtung statt Einrichtung!