Praxiserweiterung

Für den Sonntagskreis plane ich eine Erweiterung unserer Medi-Praxis mit Verweis auf unsere alte Bekannte Ilse Kussel. Wir werden mal wieder neben den Einspitzigkeitsübungen in die Praxis der "Einsichts"-Meditation (Vipassana) einsteigen. Ilse beklagt ja berechtigterweise die auf das eigentliche Tun bezogen verwirrende Begrifflichkeit und nennt es lieber "Achtsamkeit auf die Gefühle" - mit dem Verweis auf die Tatsache, dass sowohl von Körper-Empfindungen als auch von Emotionen gesprochen wird.

 

Dass schon bei diesen scheinbar einfachen Dingen nicht immer Klarheit herrscht, illustriert sie gerne mit der Geschichte von dem Praxiseinsteiger, der - zwei Stunden mit einer zuvor erklärten Vipassana-Meditation allein gelassen - in seiner Zelle/Klause aufgesucht wird und gänzlich nackt auf dem Boden sitzt. Auf die Frage des Meditationsleiters, ob er etwas empfunden habe, antwortet der Schüler: "Nein, nichts."

 

Als der Meditationsleiter dann fragt, warum er denn nackt sei, antwortet der Schüler: "Mir war sooo warm. Ich habe meine Klamotten komplett durchgeschwitzt. Sie liegen nass dort in der Ecke."

 

"Aber empfunden hast du nichts?", fragt der Meditationsleiter.

 

"Nein, überhaupt nichts!", antwortet der Schüler bestimmt und keineswegs verunsichert.

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Kommentare: 1
  • #1

    Jonas (Dienstag, 23 Oktober 2018 07:46)

    Mir ist es ein Anliegen, in diesen Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass Körperempfindungen und Wahrnehmung allgemein auch sehr intensiv sein können, man spricht in diesem Zusammenhang von Hochsensibilität. Die Forschung diesbezüglich ist noch sehr jung, steckt noch in den Kinderschuhen.

    Hier kann man nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Hochsensibilität

    Zwei Zitate daraus: "Die Bandbreite möglicher Erscheinungsformen von Hochsensibilität wird als sehr groß dargestellt: Praktisch jeder Sinneseindruck könne stärker und damit detaillierter wahrgenommen werden; häufig wird auch von höherer Intensität des Empfindens von Stimmungen der Mitmenschen berichtet.[2] Intellektuell erfahre man sich zum Teil als intensiver und gründlicher analysierend, mit einer Neigung zur Spiritualität."
    "Ein Teil der sich als hochsensibel wahrnehmenden Menschen erlebt bei Kontakt mit dem Konzept ein Gefühl der starken Erleichterung (ähnlich der „Doppelenttäuschung“ nach C. G. Jung.[13]) Auch ist zu hören, „ein Stein falle vom Herzen“ („Gebirgsketteneffekt“)[14], da man erstmals nicht mehr das Empfinden habe, „von einem anderen Stern“ zu sein.[15] Als Quelle der wahrgenommenen Andersartigkeit wird maßgeblich die Unverträglichkeit der eigenen Belastungsgrenzen mit dem für Zeitgenossen typischen Lebensstil genannt."

    Letzteres kann ich bestätigen.